Alles über den Petit Basset Griffon Vendéen

Abschied nehmen


Wenn man sich einen Welpen kauft denkt man nicht daran, dass dieser niedliche, kleine Kerl einmal sterben muss!
Fünfzehn Jahre, das ist, wenn man darüber nachdenkt eine lange Zeit.
So lange dauert ein Hundeleben.
Ich gratuliere meinen Welpenkäufern immer zu Ihrer neuen „Tochter“ oder zu Ihrem neuen
„ Sohn“.

Der Welpe wird sehr schnell zu einem neuen Familienmitglied.
Innerhalb kürzester Zeit hat er sich nicht nur einen Platz in unserem Herzen sondern auch in unserem Leben erobert.
Wir erleben wie aus dem verspielten Welpen ein erwachsener Hund wird .
Wir erziehen ihn so, dass er in unsere Familie passt.
In unserer Wohnung hat er seine eigenen Plätze zum Schlafen und Ausruhen.
Er bekommt seinen eigenen Napf.
Wir schenken ihm Spielzeug und verwöhnen ihn mit Leckerein von denen wir genau wissen, dass er sie zum Fressen gern hat.
Wir gehen mit ihm spazieren und erfreuen uns an seiner Lust am Leben wenn er mit anderen Hunden spielt.
Wir lieben es, wenn er uns mit seinen treuen Augen anbettelt neben uns ausnahmsweise auf dem Sofa liegen zu dürfen.
Wir lachen über seine Schlauheit, darüber wie er uns erzogen hat, dass zu tun was er gerne hat. Ihn zu streicheln, hundertmal das Bällchen wegzuwerfen und ihm doch den eigentlich verbotenen Bissen heimlich unter dem Tisch ins wartende Mäulchen zu stecken.
Wenn er krank ist, machen wir uns große Sorgen und gehen sofort zu einem Tierarzt um ihn behandeln zu lassen.
Wir leiden mit ihm wenn er Schmerzen hat.
Es vergeht kaum ein Tag an dem wir nicht denken wie schön es ist einen Hund zu besitzen.
Ja, ist es nicht so? Er macht uns glücklich, bringt uns zum Lachen, tröstet uns wenn wir Kummer haben und ist uns immer treu ergeben, und liebt uns vorbehaltlos.
Vor vielen Jahren sagte einmal eine alte Züchterin zu mir: „Wie schön, dass es Hunde gibt. Sie machen uns warm ums Herz“ !
So verbringen wir viele wunderbare Jahre mit unserem Hund.
Irgendwann bemerken wir die ersten grauen Haare an seiner Schnauze. Er liebt es morgens länger in seinem Korb zu schlafen und so viel spielen will er auch nicht mehr. Er ist viel ruhiger geworden. Jagte er sonst jeden Schmetterling, trottet er heute beim Spazierengehen lieber gemächlich neben uns her.
Er hat Gewohnheiten wie ein alter Mensch, von denen ihn nichts abzubringen vermag.
Das Futter muss immer zur selben Zeit für ihn bereit stehen, sonst wird er nörgelig und uns erreichen strafende Blicke.
Wenn es regnet will er nicht mehr raus. Höchstens mal ganz kurz zum Pipi machen.
Die Decke im Korb muss richtig lieben, sonst gibt es wieder strafende Blicke.
Er versteht uns ohne Worte, weiß meist schon vorher was wir gerade tun wollen.
Dann, vielleicht beim nächsten Impftermin, stellt der Tierarzt eine leichte Herzschwäche fest und verordnet Tabletten.
Zum ersten Mal denken wir daran, dass ein Hund nur ein Freund auf Zeit sein kann.
Viel zu schnell vergeht diese Zeit und auf einmal helfen die Herztabletten nicht mehr. Ein anderes Mittel muss her, aber auch das hilft nur kurz.
Wir ahnen den „Abschied für immer“, wollen es nicht wahr haben. Wir haben unseren vierbeinigen Freund doch so lieb. Wir wollen doch alles für ihn tun.
Wir müssen ihm doch helfen können.
Genau das empfindet auch Ihr Hund.
Immer waren Sie für ihn da. Sie haben ihn gefüttert, gestreichelt, mit ihm gespielt, wenn er ein Leid hatte ihn getröstet und wenn es ihm schlecht ging, er Schmerzen hatte, haben Sie dafür gesorgt, dass es ihm besser ging.
Darauf konnte er sich immer verlassen. Er hat Ihnen blind vertraut.

Hier fällt mir ein Gespräch mit einer Freundin ein, die einen sechzehn Jahren alten Fauve hatte.
Timmy war alt und sehr krank. Meine Freundin bat mich um Rat weil sie nicht wusste was Sie tun sollte.
In den letzten Monaten hatte Timmy fast nur noch geschlafen. Häufig machte er im Schlaf in sein Körbchen. Wenn er wach wurde und bemerkte sein Unglück kroch er in die hinterste Ecke und versteckte sich, so unangenehm war ihm seine Unsauberkeit.
In den letzten Tagen lief er dann ständig meiner Freundin hinterher und sah sie an.
Meine Freundin war sehr verzweifelt, weil sie nicht wusste was Timmy wollte.
Sie probierte alle aus. Leckeres Futter, Kauknochen, Leberwurstbrot, Streicheln, Rausgehen.
Nichts war richtig. Timmy schaute sie immer nur an.
Mir war sofort klar was Timmy wollte!
Sein Frauchen, was er so lieb hatte, sollte ihm helfen.
„Sieh mich doch an! Mir geht es nicht gut! Ich bekomme keine Luft und alles tut mir so weh! Bitte hilf mir doch. Du hast mir doch sonst auch immer geholfen! Hast du mich denn nicht mehr lieb?“
Als meine Freundin begriff was Timmy ihr sagen wollte, fing sie an zu weinen.
„Jetzt weiß ich was zu tun ist! Ich werde meinen Tierarzt bitten Timmy zu erlösen. So schwer es mir fällt diese Entscheidung zu treffen. Timmy vertraut mir und bittet mich um Hilfe. Ich war immer für ihn da und habe alles für ihn getan und nun, wo es ihn so schlecht geht und er so krank ist, verweigere ich ihm meine Hilfe und missachte sein Vertrauen.“

Dieses Gespräch fand vor vielen Jahren statt.
Oft rufen mich Hundebesitzer an und bitten mich um Rat in ganz ähnlichen Situationen.
Um sie zu trösten und die schwere Entscheidung leichter zu machen erzähle ich die Geschichte von Timmy.

Warum schreibe ich diesen Artikel?
Wie Sie sich denken können habe ich schon sehr häufig Abschied von einem geliebten, vierbeinigen Freund nehmen müssen.
Jedes Mal, wenn für einen meiner Freunde der Abschied naht, habe ich die selben Gedanken, empfinde ich die selbe Trauer und den Schmerz und habe Angst vor der letzten Entscheidung.
Ich bin dafür verantwortlich, dass diese Hunde geboren wurden und ich bin auch verantwortlich für ihren würdigen Tod.
Nur mein erster Hund, es war eine gelbe Deutsche Dogge, musste sich in den Tod quälen.
Damals habe ich mir geschworen, egal was kommt, so etwas tue ich einem Tier nie wieder an.
Bis heute habe ich meinen Schwur nicht gebrochen.

Ein Hund ist kein Mensch!
Heute ist so vieles machbar. Vieles wird auch gemacht um Hunden zu helfen, und das ist gut so.
Ich bin der Meinung, dass alles seine Grenzen hat, haben muss.
Manchmal bin ich entsetzt über den Leidensweg mancher Hunde.
Über Wochen und Monate gequält mit den neuesten Errungenschaften der Medizin, und am Ende steht dann doch meistens der Tod.
Wem helfen wir damit?
Etwa dem Hund?
Der kann nicht verstehen, was alles mit ihm passiert!
Oder doch wohl eher uns, die zwar das Beste wollen und dann häufig bis wirklich zum bitteren Ende abwarten, ob nicht doch noch ein Wunder geschieht? Unserer Angst vor der Entscheidung unserem vierbeinigen Freund den letzten Liebesbeweis zu schenken um ihn von seinen Leiden erlösen zu lassen?
Oder dem Tierarzt, der ja von der Behandlung kranker Hunde lebt?
Auch wenn eine Weiterbehandlung nur Qualen für den Hund bedeuten kann, weil unheilbar krank!

Zum Schluss noch eine kleine Geschichte.
Sie handelt von meinem Rüden ²Bu Bu“.
Bu Bu war einer meiner ersten selbst gezüchteten Rüden.
Hübsch, charmant, eigensinnig, mit großer Persönlichkeit und sehr erfolgreich auf Ausstellungen, verschönte und bereicherte er mein Leben fast 15 lange Jahre.
Mit 14 Jahren quälten Bu Bu die normalen Alterserscheinungen eines Hundeurgroßvaters.
Eines Morgens entdeckte ich an Bu Bus Hals eine dicke Geschwulst.
Mein Tierarzt und ich waren uns sehr schnell über die Bösartigkeit dieses Gewächses klar und entschlossen uns, Bu Bus Herz war nicht mehr das stärkste, nicht zu operieren.
Das Gewächs wuchs stetig, aber es behinderte ihn nicht.
Kurz vor Bu Bus 15. Geburtstag ging die Geschwulst auf und fing zu nässen an.
Dies war nun der Zeitpunkt von Bu Bu Abschied zu nehmen.
Ich telefonierte mit meinem Tierarzt und auch er war dieser Meinung.
Bu Bu war ein Ausstellungsprofi. Er liebte es schön auszusehen und sich zu zeigen.
Ein letztes Mal kämmte ich seine Haare und zupfte etwas an ihm herum. An Trimmen war nicht mehr zu denken. Die alten Knochen taten ihm viel zu weh und ich hätte ihm nur Schmerzen bereitet.
Er stand auf dem Tisch und genoss die Aufmerksamkeiten, die ihm zu Teil wurden.
Ich legte Bu Bu die Vorführleine um und wir liefen, so wie früher wenn es am nächsten Tag zur Ausstellung gehen sollte, noch einmal ganz langsam in der Diele auf und ab.
Es fiel mir unendlich schwer diesen glücklichen Hund ins Auto zu setzen um mit ihm zum Tierarzt zu fahren.
Mir kamen so viele Zweifel: Machst du es richtig? Gibt es noch eine Möglichkeit ihm zu helfen?
Bu Bu war so aufgeregt. Er stolzierte wie früher auf den Ausstellungen, soweit es sein Rheuma zuließ, in die Tierarztpraxis.
Ich hob ihn auf den Tisch, streichelte ihn und er schlief in meinen Armen ein.
Später sagte mir mein Tierarzt, dass es höchste Zeit für Bu Bu war. Der Krebs war schon überall in seinem Körper.

Noch heute werde ich traurig wenn ich an Bu Bu denke.
Mein Trost ist die Gewissheit, dass Bu Bu nicht gelitten hat und glücklich eingeschlafen ist.

Irgendwann stehen wir Hundebesitzer alle vor dieser Entscheidung.
Bitte, entscheiden Sie sich für die Würde Ihres Hundes.

Ihre
Heidi Winkelmann